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Einsichten IX

Liebe Leser, gerne möchte ich Ihnen auch diese Woche wieder schreiben. Heute einmal über die „Durchsetzungskraft“ da ich denke, daß das auch gut zu dem Beitrag letzte Woche passt. Ich war gerade Studentin der Betriebswirtschaftslehre und hatte mich zu diesem Zeitpunkt dazu entschieden, daß das doch nicht das richtige für mich ist und wollte nun Wirtschaftsingenieurwesen studieren, da ich immer schon Interesse für Technik hatte aber als Frau nicht wirklich von zu Hause aus, eine Unterstützung. Da ich meine Eltern kannte, hatte ich also schon alles in die Wege geleitet. Ich hatte mir also einen Studienplatz organisiert, ebenso einen einschreibungsvoraussetzenden Praktikumsplatz, eine Wohnung und eine Arbeit, die mir das ganze finanzieren sollte. So gewappnet bin ich also zu meinen Eltern gegangen und habe Ihnen meinen Wunsch mitgeteilt und daß ich schon alles Andere geregelt hätte. Die einzige Aussage meiner Mutter diesbezüglich war, :“wenn Du das machst, dann brauchst Du nicht mehr nach Hause zu kommen.“ Das war eine durchaus für mich ernüchternde Aussage. Nichtsdestotrotz habe ich dann zuallererst meinen Praktikumsplatz und in Folge meinen Studienplatz angetreten und das getan, was meine Mutter gesagt hatte, mich also nicht mehr zu Hause zu melden. Ich glaube so nach einem halben Jahr, rief Sie mich an und fragte durchaus vorwurfsvoll, warum ich mich denn nicht mehr melden würde? Ich antwortete daraufhin richtigerweise, daß Sie ja genau das gefordert hatte. Nun machte Sie einen Rückzieher und sagte, daß Sie mich ja nur hätte testen wollte, also meinen Willen, das Studium anzutreten. Hieraufhin muß ich Euch lieber Eltern schreiben, ich glaube mann sollte sein Kind so weit kennen, das man sich solche Aussagen sparen sollte, wenn es ein Kind ist, welches sich nicht stetig flatterhaft umentscheidet. Ihm dann noch eine solchen Knüppel zwischen die Füße zu werfen ist einfach nur schäbig. Denn ich wollte Ingenieurin werden und ich bin es mittlerweile schon seit über 20 Jahren. Also ich wußte meist was ich wollte und wenn ich mich einmal umentschieden habe, dann habe ich auch das durchgezogen und alles dafür getan. Ich glaube, daß es vielen Frauen so ergeht, wie in meiner damaligen Situation, aber ich hatte glücklicherweise meinen Dickkopf und habe meine Entscheidung dann durchgezogen. Aber ich glaube genauso, daß viele Frauen sich nicht so entscheiden und daß Sie dann lieber einen oder mehrere Gänge zurückschalten, anstatt dabei zu bleiben. Ich denke meinen Eltern war es nie wirklich recht, daß ich Ingenieurin geworden bin, aber „ICH“ wollte daß und somit bin ich das auch geworden. Ich hoffe, daß Sie das nicht zum Anlass nehmen, jetzt koste es was es wolle zu rebellieren, aber vielleicht sich einfach mal Gedanken über sich zu machen und daraufhin eben vielleicht auch mal eine etwas handelsunüblichere Entscheidungen zu treffen. Ich wünsche Ihnen wie immer ein schönes Wochenende und hoffe Sie verbringen eine wunderbare Zeit – bis nächste Woche die Kai Wälter.